Großkitzighofen im „Drei-Länder-Eck“ – Ein Ortsporträt

 

Ist Großkitzighofen nun die erste oder die letzte Ortschaft im Landkreis Ostallgäu? Eine gute Frage, bei deren Beantwortung wohl auch eine Bewertung mit einfließt. Auf jeden Fall ist es die nordöstlichste Ansiedlung des Ostallgäus in einem „Drei-Länder-Eck.“ Nach Norden beginnt mit Schwabmühlhausen der Landkreis Augsburg-Land, nach Osten mit Igling und nach Süden mit Holzhausen der Landkreis Landsberg am Lech und damit der Regierungsbezirk Oberbayern. Nur die Straße nach Kleinkitzighofen im Westen führt in den Landkreis Ostallgäu und nach Lamerdingen, zu dem Großkitzighofen seit der Gemeinderreform 1978 als zweitgrößter Ortsteil gehört.

Nach Westen stellt die Singold eine natürliche Grenze dar. Nur drei Wohneinheiten liegen an ihrem linken Ufer. Das Ortsbild wird  geprägt von den beiden Gotteshäusern. Die im barocken Stil ausgestattete Pfarrkirche St. Stephan stammt in ihren Anfängen wohl noch aus dem Hochmittelalter und besitzt Deckengemälde des bekannten Kirchenmalers Johann Baptist Enderle aus dem Jahre 1787. An der Ortsausfahrt nach Unterigling wurde 1868 die Kapelle zu den 14 Nothelfern erbaut. Als neugotischer, unverputzter Backsteinbau wird sie auch „rote Kapelle“ genannt. In ihrem Umfeld dürfte sich ein Pestfriedhof befunden haben.

Eckdaten aus der Geschichte:

Erste urkundliche Erwähnung 1067 als „Cuzzencova“

Großkitzighofen kommt in den Herrschaftsbereich der Fürstbischöfe von Augsburg, dem     Hochstift / Domkapitel Augsburg

1803: Unter dem Einfluss von Napoleon entscheidet der Reichsdeputationshauptschluss, dass alle geistlichen Gebiete aufgelöst werden. Die Territorien des Hochstifts Augsburg fallen an das Kurfürstentum Bayern (ab 1806 Königreich). Großkitzighofen wird bayerisch.

1889: Auf der Weltausstellung in Paris werden die Flurbereinigungspläne von Groß- und Kleinkitzighofen als erste Flurbereinigung in Bayern nach dem Gesetz von 1866 gezeigt.

Auch aus dem Ort an der Singold müssen viele junge Männer in den beiden Weltkriegen ihr Leben lassen.

In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht Großkitzighofen mit 570 den höchsten Einwohnerstand, da der Gemeinde rund 190 Flüchtlinge und Heimatvertriebene zur Aufnahme zugeteilt werden. Wegen mangelnden Bau- und Wohnmöglichkeiten sind diese in der Folgezeit allmählich wieder weggezogen.

1972: Hohe Wellen schlägt die Landkreisreform. Die überwiegende Mehrheit der Bewohner spricht sich für eine Neuorientierung Richtung Landsberg aus, der Gemeinderat beantragt die Umkreisung. Das Gesuch wird von der Regierung abgelehnt. Großkitzighofen verbleibt im Ostallgäu und damit schwäbisch.

1978: Durch die Gemeindereform verliert Großkitzighofen seine Selbständigkeit und wird Ortsteil der Gemeinde Lamerdingen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich wie in den anderen Dörfern auch ein geradezu revolutionärer Wandel vollzogen. Aus dem ursprünglich weitgehend von der Landwirtschaft geprägten Ort ist eine Ansiedlung von Pendlern geworden, die überwiegend auswärts ihrer Tätigkeit nachgehen. Von über 50 Bauernhöfen mit Milcherzeugung in den 50er-Jahren sind ganze zwei übriggeblieben. Ehemalige Handwerksbetriebe (z.B. Schmiede/Schuhmacher) und Einkaufsmöglichkeiten (z.B. Bäckerei/Gemischtwarenladen) sind zum großen Teil verschwunden. Ihren Einkauf erledigen die Bewohner vor allem in Buchloe und  Landsberg. Zahlreiche Bauernhöfe wurden von Zugezogenen aufgekauft und renoviert.

Mehrere Vereine bemühen sich um das Gemeinschaftsleben im Ort. Eine maßgebliche Rolle spielt dabei der Schützenverein Almenrausch mit 205 Mitgliedern.

Die Kleinsten besuchen den Kindergarten in Dillishausen – demnächst in Lamerdingen, die Grundschüler werden bereits seit Jahrzehnten in Buchloe unterrichtet. Die katholische Pfarrgemeinde wird ebenso schon seit langem von Lamerdingen aus betreut. 

Von der Dorferneuerung in der Gemeinde Lamerdingen hat auch Großkitzighofen in den letzten Jahren merklich profitiert. So wurde 2013 der Umbau der ehemaligen Lehrerwohnung zu einem Dorfgemeinschaftshaus und der Neubau eines Feuerwehrhauses gefeiert. Auf Vordermann gebracht wird derzeit auch die Anlage am Kriegerdenkmal.

Ende 2013 zählte der Ort einschließlich der Einöde Nassenwang  421 Bürger. Diese Zahl dürfte sich in den nächsten Jahren nach oben entwickeln, da im Süden gerade ein Baugebiet mit über 20 Wohneinheiten erschlossen wird. Um die Jahrtausendwende war bereits das Baugebiet Großkitzighofen-Nord entstanden.

- von Karl-Heinz Fünfer -